Ägypten, schreibt der griechische Historiker Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr., ist sozusagen ein Geschenk des Nils, dem man ohne zu Zögern noch hinzufügen könnte "und seines Volkes". Die entscheidende Voraussetzung für die Entstehung Ägyptens war die geographische Lage am Nil. Der Nil entspringt in den Hochländern Ostafrikas und endet nach einer Strecke von ca. 6500 km im Mittelmeer. Der Fluss bestimmte im alten Ägypten den Lebensrhythmus des Volkes. Bevor im 20. Jahrhundert der Nil durch Dämme reguliert wurde, ließen die Monsunregen in Äthiopien den Fluss im Unterlauf anschwellen und von Juni bis Oktober war das Land mit fruchtbarem schwarzem Schlamm überschwemmt, auf dem eine üppige Vegetation gedeihen konnte. Heute werden die Wassers des Nils zwar durch den von 1960 bis 1971 errichteten Assuan-Staudamm reguliert, so dass es zu keinen unkontrollierten Überschwemmungen mehr kommt, aber der Nil ist auch heute noch die Lebensader Ägyptens. In den Wüstengebieten Oberägyptens bildet der Nil eine fünf bis 20 km breite Niederung, eine lebenswichtige Fluss-Oase, die landwirtschaftlich nutzbar ist. Unterhalb von Kairo fächert sich der Nil zum etwa 24.000 km² großem Nildelta auf, das seit alters her als Kornkammer und Gemüsegarten Ägyptens und seit dem letzten Jahrhundert als eine der größten Baumwollanbauflächen der Welt gilt. Nach dessen Durchfließen mündet der Nil, der längste Fluss der Welt, schließlich in das Mittelmeer.